Winter am Flughafen München

Das passiert am Münchner Airport bei Schnee und Eis

31.10.2025

Räumen von Flugbetriebsflächen

Bei Schneefall muss der Winterdienst gewährleisten, dass insbesondere die Start- und Landebahnen frei von Schnee und Eis sind. Darüber hinaus müssen Rollwege und Abfertigungsflächen auf dem Vorfeld ständig einsatzbereit sein.

Enteisen von Flugzeugen

Vor dem Start werden die Flugzeuge intensiv von Schnee und Eis befreit. Das übernehmen die "Eisbären" der EFM, einer gemeinsamen Tochtergesellschaft der Deutschen Lufthansa AG und der Flughafen München GmbH. Bis zu 15.000 Flugzeuge – vom Learjet bis zum Airbus A380 – enteisen sie pro Jahr. 

Priorisieren von Flügen

Wenn sich schwierige Witterungsbedingungen in der Vorhersage rechtzeitig ankündigen, kann die Situation entspannt werden, indem Fluggesellschaften schon vorab Flüge priorisieren und Fluggäste frühzeitig umbuchen. Da das Wetter allerdings nie hundertprozentig vorhersehbar ist und sich schnell ändern kann, ist dies nicht immer möglich.

Sicherer Flugbetrieb dank unserem Winterdienst

Täglich starten und landen bis zu 1.000 Flugzeuge am Flughafen München. Wenn Winterwetter auf dieses dicht gestaffelte System trifft, kann das erheblichen Einfluss auf die eng ineinander greifenden Prozesse haben.

Ist zudem die Sicht eingeschränkt, müssen die Abstände zwischen den einzelnen Flugzeugen bei Starts und Landungen vergrößert werden. Dies alles führt dazu, dass sich Verzögerungen über den Tag aufbauen, die kurzfristige Flugausfälle zur Folge haben können.

Der Winterdienst des Münchner Airports ist mit bis zu 200 Mitarbeitenden pro Schicht im Einsatz, um auch bei schwierigen Witterungsbedingungen für einen möglichst reibungslosen Ablauf zu sorgen.



Beobachten, koordinieren und informieren: Das passiert bei Schneefall am Flughafen München.
Unsere Fahrzeuge im Flächenwinterdienst und bei der Flugzeugenteisung (ohne Kleinräum- bzw. Handräumgeräte)

Der Winterdienst im Einsatz

Die Winterdienst-Kolonne am Airport umfasst mehr als 184 Fahrzeuge, darunter 71 Traktoren aus der Flughafenregion. Insgesamt sind im Winterdienst mehr als 600 Frauen und Männer im Einsatz, 520 davon sind Landwirte, Lohn- und Fuhrunternehmer aus der Region. Pro Schicht sorgen über 200 Einsatzkräfte für schnee- und eisfreie Flächen innerhalb des Flughafenzauns. Um den sicheren Flughafenbetrieb zu gewährleisten, müssen bei Schneefall riesige Areale geräumt werden: Allein die zwei Start- und Landebahnen, Vorfelder und Rollwege umfassen rund 5,6 Millionen Quadratmeter.

Zum Einsatz kommen neben den Traktoren mit Schneepflug auch zahlreiche Spezialfahrzeuge, darunter 22 Kehrblasgeräte, fünf Verladefräsen und eine Pistenraupe. Die geräumten Schneemassen werden auf sechs eigens eingerichtete Schneedeponien verfrachtet. Pro Saison kommen hier insgesamt bis zu 2,2 Millionen Kubikmeter Schnee zusammen. Ein unterirdisches Auffangbecken sorgt dafür, dass das dabei entstehende Schmelzwasser nicht in die Umwelt gelangt.

Umwelt- und Ressourcenschutz im Winterbetrieb

Grundsätzlich genießt die mechanische Säuberung der Verkehrsflächen aus Umweltschutzgründen Priorität. Nur bei Vereisungsgefahr der Betriebsflächen wird der Einsatz von Flächenenteisungsmitteln erforderlich. Beiderseits der Startbahnen verlaufende Rinnen fangen die abtauende Flüssigkeit auf und leiten sie zum Schmelzwasser-Rückhaltebecken. Von hier aus wird das Schmelzwasser kontrolliert an das Klärwerk in Eitting weitergeleitet. Auf einem Teil der Flächen wird anstelle der Enteisungsflüssigkeit Quarzsand ausgebracht.

Innovative Ansätze zur Emissionsreduzierung

In puncto Nachhaltigkeit werden seit der Wintersaison 2025 erste Fahrzeuge des Flughafenfuhrparks mit dem Kraftstoff HVO 100 betankt. Dabei handelt es sich um einen erneuerbaren Dieselkraftstoff aus hydrierten Pflanzenölen (Hydrotreated Vegetable Oil) und Fetten, die unter anderem aus Abfällen wie Altfetten gewonnen werden. Er kann im Gegensatz zu herkömmlichem Diesel in vielen Fahrzeugen ohne Umrüstung verwendet werden und führt zu geringeren Emissionen. Das HVO 100 stellt daher eine gute Übergangslösung dar, bis der gesamte Fuhrpark auf E-Mobilität umgestellt ist.

Seit einigen Jahren ist auch das sogenannte „Gurkenwasser“ – also Salzwasser, das übrigbleibt, wenn Gurken durch Fermentation haltbar gemacht werden – am Airport im Einsatz. Es wird auf den Straßen und Wegen im öffentlichen Bereich des Flughafens verwendet und hat den Vorteil, dass das Abfallprodukt wiederverwendet werden kann und kein zusätzliches Salz gekauft werden muss.

Wissen to Fly

Wie räumt man Schnee auf einer Fläche von 5,6 Millionen Quadratmetern, umgerechnet mehr als 780 Fußballfelder? Wohin mit den Schneemassen, wenn rund 1,6 Milliarden Liter Schnee von den Runways, Rollwegen und Vorfeldern auf die Schneedeponien geschafft werden müssen? Dieser Herausforderung stellt sich ein starkes Team: Insgesamt sind im Winterdienst am Flughafen München rund 600 Frauen und Männer im Einsatz. Ihnen stehen etwa 184 Fahrzeuge zur Verfügung, von Schneefräsen über Kehrblasgeräte und Streufahrzeuge bis zum "Pistenbully".


Was passiert wenn es schneit?

Bei Schneefall muss das Winterdienst-Team gewährleisten, dass insbesondere die Start- und Landebahnen frei von Schnee und Eis sind. Denn: Flugzeuge können nicht wie Autos bei verschneiten Straßen einfach langsamer starten oder landen. Darüber hinaus müssen die Rollwege und Abfertigungsflächen auf dem Vorfeld ständig befahrbar sein. Auch für das Enteisen der Flugzeuge vor dem Start heißt es, zusätzliche Zeit einzuplanen.

Stefan Häberlein, Leiter der Verkehrsaufsicht am Flughafen München, erklärt: "Für eine vier Kilometer lange Runway brauchen wir im Schnitt nur 30 Minuten zum Räumen, inklusive der Rollwege. Und das vollständige Enteisen eines Flugzeugs dauert im Schnitt elf Minuten."


Durchschnittliche Räum- und Enteisungszeitenin Minuten
Schneeräumung (4 km Runway)max. 30 Minuten
Oberflächenenteisungmax. 12 Minuten
Flugzeugenteisung11 Minuten
100 Sekunden - Wissen to fly: Was passiert wenn es schneit?
100 Sekunden - Wissen to fly: Nass- vs. Trockenschnee

Nassschnee stellt Winterdienste vor besondere Herausforderungen

Dass Schnee nicht gleich Schnee ist, kennt jeder von Schneeballschlachten: Nasser "Pappschnee" ist hier prima, trockener Pulverschnee dagegen völlig ungeeignet. Nassschnee fällt in dicken Flocken bei Temperaturen um oder leicht über null Grad. Er enthält einen hohen Anteil an Wasser, was ihn besonders schwer und "pappig" macht. Leichter Pulverschnee hingegen, der aus trockenen Schneekristallen besteht, fällt bei stärkerem Frost in kleinen Flocken.

In Mitteleuropa kommt aufgrund der wärmeren Wintertemperaturen – anders als zum Beispiel in Skandinavien oder Kanada – überwiegend Nassschnee vor. Dadurch wird das Räumen komplizierter und dauert länger. Ein sicherer Flugbetrieb ist bei Nassschnee nur bis zu einer Schneehöhe von zwölf Millimetern möglich. Bei trockenem Pulverschnee liegt der Grenzwert viermal so hoch, bei 50 Millimeter. 

Mit schwerem Gerät gegen hartnäckigen Eispanzer

Wenn der Wetterbericht "Eisregen" meldet, erschrecken Autofahrer und Fußgänger zugleich. Dass glatte Straßen und Wege gefährlich sind, kann jeder sofort nachvollziehen. An einem Flughafen ist die Situation dann besonders kritisch. Generell bezeichnet Eisregen zwei unterschiedliche Wetterphänomene: Einerseits, wenn der Niederschlag bereits aus gefrorenen, kleinen Eisbröckchen besteht. Andererseits, wenn flüssiger Regen auf gefrorene Oberflächen trifft und dort sofort zu einer Eisschicht gefriert. Dann spricht man auch von "gefrierendem Regen". Und genau dieser Eispanzer stellt für einen Flughafen sowohl am Boden als auch auf Flugzeugen und Abfertigungsgeräten eine besonders hartnäckige Herausforderung dar.

Stefan Häberlein weiß, dass in solchen Situationen vor allem ein gutes Timing wichtig ist: "Unmittelbar bevor der Eisregen kommt, bringen wir das Flächenenteisungsmittel auf, damit es wirken kann, bevor der Regen am Boden tatsächlich zu Eis wird."

Ein kompetentes Team und ein moderner Fuhrpark sorgen dafür, dass der Flughafen München auch bei Winterwetter stets einem zentralen Grundsatz im Luftverkehr gerecht werden kann: Sicherheit geht immer vor!

100 Sekunden - Wissen to fly: Eisregen am Flughafen München

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