Auch wenn in dem Glasbau in Ottobrunn auf den ersten Blick wenig darauf hindeutet: Finanziell unterstützt von Airbus und dem Freistaat Bayern tüfteln Brück und sein Team im Rahmen des Projekts "AlgenFlugKraft" an einem Biotreibstoff, der die Abhängigkeit von petroleumbasiertem Kerosin verringern soll.
Mit der Alge setzen sie dabei auf eine Pflanze, die anderen Gewächsen in verschiedener Hinsicht weit überlegen ist: "Algen konkurrieren weder mit der Nahrungsmittelproduktion noch mit Landnutzung und wachsen etwa zehnmal schneller als Landpflanzen wie Mais", erklärt Brück. "Vor allem aber gehören sie zu den fettreichsten Organismen überhaupt."
Diese Eigenschaft ist von entscheidender Bedeutung, weil Fett der Energieträger ist, aus dem am Ende Treibstoff wird. Pro Hektar ist der Fettanteil bei Algen etwa 30 mal höher als bei Landpflanzen wie Raps. Neben diesen Effizienz- und Umweltgesichtspunkten spricht auch die biochemische Beschaffenheit für Kerosin aus Algen. Während etwa Rapsöl bei Minus 40 Grad fest wird und Bioethanol zu wenig Energie enthält, um ein Flugzeug anzutreiben, erfüllt Algenkerosin alle Vorgaben für sogenanntes Drop-in-Fuel: Es lässt sich ohne weitere Veränderung oder Zusätze als Flugzeugkraftstoff verwenden.
Ehe das Algenkerosin jedoch breitflächig eingesetzt werden kann, sind noch einige Hürden zu überwinden. Die Verfahren zur Kraftstofferzeugung müssen zum einen deutlich günstiger werden, als sie es heute wären. Zum anderen sind für Algenanbau und Umwandlung Standorte in aller Welt nötig, um den Treibstoff ökologisch sinnvoll einzusetzen. Ab 2030, hofft Brück, könnten die ersten Kraftwerke Algenkerosin produzieren und die CO2-Emissionen in der Luftfahrt um 30 bis 40 Prozent reduzieren. Die dafür nötigen Rohstoffe werden dann in größeren Becken wachsen, als es momentan der Fall ist - und unter der echten Sonne Spaniens, Australiens oder Chiles.