Feinschliff im Flugsteig

Schon gewusst? Terminal 1 bekommt ein Upgrade

Der neue Flugsteig schafft ab 2026 dringend benötigte Kapazitäten für das Terminal 1 und ist mit einer Gesamtfläche von rund 95.000 Quadratmetern für bis zu sechs Millionen Passagiere jährlich ausgelegt. Das entspricht in etwa dem gesamten Fluggastaufkommen des Flughafens von Hannover. Das Gebäude ragt 360 Meter weit ins westliche Vorfeld und grenzt mit einem Kerngebäude an die Module A und B des T1. Am Pier können sechs Großraumflugzeuge oder zwölf kleinere Maschinen gleichzeitig positioniert werden. Die Maßstäbe in Sachen Komfort, Technik und Nachhaltigkeit sind hoch: Auf sechs Ebenen – davon drei für Passagierprozesse – entstehen moderne Abfertigungsbereiche, zentralisierte Sicherheitskontrollen mit aktueller CT-Technik, attraktive Gastronomie- und Shoppingangebote sowie großzügige Rückzugsbereiche für Reisende.

Damit alle Abläufe – von Sicherheitskontrollen über Boarding bis hin zu Gepäcksystem und Wegeführung – ab Tag eins der Eröffnung reibungslos laufen, werden sie beim Probebetrieb in diesen Wochen auf Herz und Nieren getestet.

Jan Winkler ist Experte für Flughafeninbetriebnahmen bei der Flughafentochter Munich Airport International. Er erklärt, warum es wichtig ist, den Echtbetrieb zu üben und wie freiwillige Komparsen aus der Region mitmachen können.

Der neue Flugsteig ragt 360 Meter weit ins westliche Vorfeld des Terminals 1. Am Pier können sechs Großraumflugzeuge oder zwölf kleinere Maschinen gleichzeitig positioniert werden.

Herr Winkler, was genau passiert beim Probebetrieb im neuen Flugsteig – und warum ist er so wichtig?

Jan Winkler: "Wenn der Flugsteig in Betrieb geht, sich mit Passagieren füllt, Flugzeuge hier abgefertigt werden, muss jeder Handgriff sitzen. Alle Mitarbeitenden wissen, was zu tun ist, die Systeme funktionieren, die Beschilderung ist intuitiv. Was auf den ersten Blick selbstverständlich klingt, ist in einem hochkomplexen Terminalgebäude eine echte Herausforderung. Beim Probebetrieb simulieren wir daher alle Abläufe unter möglichst realitätsnahen Bedingungen. Ziel ist es, Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und zu beheben – bevor sie im Echtbetrieb zum Problem werden."

Betriebssimulationen unter realen Bedingungen: Der Probebetrieb ist ein zentraler Baustein des sogenannten ORAT-Projekts. ORAT steht für "Operational Readiness and Airport Transfer" und soll eine sichere Inbetriebnahme vorbereiten und gewährleisten.

Wie ist der Probebetrieb bisher gelaufen, können Sie ein paar Beispiele nennen?

"Wir arbeiten in mehreren Phasen. Von Mai bis August testeten wir mit allen Beteiligten aus dem Flughafenkonzern, von Behörden oder Abfertigungsdienstleistern klassische Betriebsprozesse – zum Beispiel Sicherheits- und Grenzkontrollen, Boarding und De-Boarding. Besonders für diejenigen, die später im Flugsteig arbeiten werden, sind diese Erkenntnisse Gold wert. Beim Probebetrieb geht es also nicht um technische Tests, sondern wir schauen: Funktioniert der Prozess aus Sicht einer Gate-Agentin, eines Bundespolizisten oder Sicherheitsmitarbeiters? Zahlreiche Punkte konnten wir frühzeitig identifizieren und verbessern, in enger Abstimmung mit den Bauverantwortlichen."

Wie geht es im Herbst weiter?

"Ab November betrachten wir beim sogenannten Integrationsprobebetrieb nicht nur einzelne Prozessgruppen, sondern das Gesamtbild – und das ist hochgradig komplex. Wir nehmen die komplette Passagierreise unter die Lupe: von der Bordkartenkontrolle bis zum Einsteigen, vom Verlassen des Flugzeugs bis zur Zollkontrolle. Zusätzlich testen wir Ausnahmesituationen: Was passiert, wenn die Fördertechnik ausfällt oder automatisierte Türen nicht mehr funktionieren? All das proben wir so, wie es später im wirklichen Betrieb ablaufen wird – mit Freiwilligen aus der Region, die Passagiere mimen."

Welche Aufgabe haben die externen Komparsen?

"Ab November planen wir mehrere Probebetriebstage mit jeweils rund 100 Teilnehmenden – bei besonderen Szenarien, etwa Notfallübungen, auch mit deutlich mehr. Unsere „Schauspieler“ übernehmen dabei bestimmte Rollen: Unsere Schauspieler übernehmen dabei bestimmte Rollen: sie mimen zum Beispiel einen abfliegenden Passagier nach Hongkong, einen ankommenden Gast aus London, der Unterstützung braucht durch unseren Moblity-Service, oder einen Umsteiger von Atlanta nach Muskat. Diese Rollen sind in einem individuellen 'Drehbuch' für jeden Probebetriebstag festgelegt. Wichtig ist: Im Probebetrieb dürfen Dinge schieflaufen – wir wollen daraus lernen. Unsere Komparsen sollten daher Geduld und Neugier mitbringen, Spaß daran haben, unterschiedliche Situationen auszuprobieren und Feedback zu geben."

Sie beraten weltweit Airports bei der Inbetriebnahme von neuen Terminals. Wie fühlt es sich an, diese Expertise am Heimatflughafen einzubringen?

"Normalerweise sind wir rund um den Globus im Einsatz – ich war zuletzt eineinhalb Jahre in Saudi-Arabien bei verschiedenen Airport-Projekten. Es ist ein echtes Highlight, im Moment 'daheim' tätig zu sein. Die Zusammenarbeit mit unserer Flughafenfamilie ist eine große Freude für das gesamte Team. Und es ist ein besonderes Gefühl, durch den neuen Flugsteig im Terminal 1 zu gehen. Am schönsten finde ich die strahlenden Gesichter der Kolleginnen und Kollegen, wenn sie das erste Mal am Probebetrieb teilnehmen. Die Vorfreude darauf, in einem der modernsten Terminalgebäude Europas zu arbeiten, ist riesig und das motiviert uns alle. Gemeinsam wollen wir den Premiumanspruch des Flughafens München im Terminal 1 unterstreichen – architektonisch wie auch im Serviceerlebnis."

Jetzt Komparse beim Probebetrieb im Terminal 1 werden

Alle Interessierten aus der Flughafenregion, die ab November als Passagier beim Probebetrieb mitmachen wollen, können sich ab sofort online für die einzelnen Probebetriebstage registrieren. 

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