Lebhafte Diskussion zur Luftverkehrsprognose

Flughafengesellschaft will drei Bahnlagen nicht weiterverfolgen

27.10.2005
Die Mitglieder des Nachbarschaftsbeirates Flughafen München, der die Planungen für eine dritte Start- und Landebahn begleitet, kamen gestern nahezu vollständig zur zweiten Sitzung dieses Gremiums zusammen. Die Vorsitzende und ehemalige Präsidentin des Bayerischen Verfassungsgerichtshofes, Edda Huther, berichtete zum Auftakt der Versammlung kurz über die letzte Sitzung des Flughafenforums und begrüßte im Anschluss die Bürgermeister von Moosburg und Langenpreising sowie den Geschäftsführer des Regionalen Planungsverbandes als neue Mitglieder im Nachbarschaftsbeirat.

Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Flughafen München GmbH (FMG), Dr. Michael Kerkloh, nahm anschließend in einer grundsätzlichen Erklärung zur Arbeit des Nachbarschaftsbeirates sowie zum gegenwärtigen Stand der Planungen Stellung. Laut Kerkloh ist bei der eingehenden Untersuchungen der Bahnlagen inzwischen bereits eine wichtige Vorentscheidung gefallen. Die beiden Bahnstandorte südlich der südlichen Start- und Landebahn sowie die 1.500 Meter nördlich der Nordbahn sollen in der Planung demnach nicht weiterverfolgt werden.

Wie der FMG-Chef weiter ausführte, ist sich der Flughafenbetreiber darüber im Klaren, dass die Planungen zwangsläufig die Interessen der Nachbarn berühren, sie sollen von Anfang an offen und transparent gestaltet werden Es gebe keine Tabuthemen. Dies gelte etwa für die Lage oder die Länge der neu zu errichtenden Start- und Landebahn, genauso wie für Auswirkungen bei Lärm oder die regionale Verkehrsinfrastruktur. Er sehe die Chance einvernehmliche Lösungen für eine Reihe solcher Einzelthemen zu finden.

Zentraler Tagesordnungspunkt der gestrigen Sitzung war die Präsentation erster Ergebnisse der Luftverkehrsprognose, die Aufschluss über den Bedarf für eine zusätzliche Start- und Landebahn am Münchner Flughafen liefern soll. Dieses Gutachten wird durch die Firma Intraplan Consult GmbH erstellt. Der Gutachter Dr. Markus Schubert, erläuterte gegenüber dem Nachbarschaftsbeirat Methodik, Prämissen und vorläufige Ergebnisse der Studie. Dem Gutachten zugrundegelegt wurden demnach unter anderem die folgenden Annahmen für den Zeitraum von 2004 bis 2020:

  • Zwei Prozent Wirtschaftswachstum im Jahresdurchschnitt.
  • Ein Ölpreis, der sich durchschnittlich auf dem Niveau des Jahres 2004 bewegt
  • Stagnierende Ticketpreise im Luftverkehr
  • Erhöhte Bereitschaft zur Teilnahme am Luftverkehr in der Bevölkerung
  • Weiterer Ausbau der Hubfunktion des Münchner Flughafens
  • Konsolidierung des Low-Cost-Marktes
  • Weitere Kapazitätsentwicklung an den Flughäfen im Wettbewerbsumfeld des
  • Münchner Airports
  • Verbesserung der Verkehrsanbindung des Münchner Flughafens

Unter der Voraussetzung, dass der Flughafen München eine dritte Start- und Landebahn erhält, kommt das Gutachten zu folgenden Ergebnissen:



20042020
Entwicklung des Passagieraufkommens (Mio.)26,855,8
Entwicklung der Starts und Landungen (Tsd.)383610
Entwicklung des Frachtaufkommens (Tsd. t)192820
Entwicklung des Umsteigeranteils (%)3345

Die Prämissen der Prognose und die Nachvollziehbarkeit des Gutachtens wurden während der Sitzung heftig diskutiert. So bezweifelten eiratsmitglieder, die zugrunde gelegte Entwicklung des Wirtschaftswachstums, die Stabilität der Ticketpreise (unter dem Gesichtspunkt einer möglichen Einführung einer Kerosinsteuer) sowie die Annahme, dass der Ölpreis sich im Durchschnitt auf dem Niveau von 2004 hält. Nach abschließender Diskussion kam der Nachbarschaftsbeirat überein, dass der Gutachter eine ergänzende Sensitivitätsprüfung durchführen soll, d.h. unter teilweise veränderten Prämissen die Prognosewerte ermitteln soll.

Zur Nachvollziehbarkeit verwies Dr. Schubert auf das vollständige Gutachten das voraussichtlich Dezember vorliegen wird.

Als Termin für die nächste Beiratssitzung wurde der 9. November festgelegt. Als einziger Tagesordnungspunkt steht bei dieser Sitzung die Geschäftsordnung des Nachbarschaftsbeirates zur Debatte.

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