Wie wurden Sie in New York empfangen?
New York im Morgengrauen ist sowieso nicht gerade der große Knaller, aber die Ankunft am Flughafen Idlewild, dem späteren John F. Kennedy Airport, war dann doch eine echte Enttäuschung. Der Flughafen selbst war eine einzige Baustelle, schrecklich. In Deutschland hatte ich schon bessere Feldflugplätze gesehen. Dagegen wurde uns dann im "Waldorf Astoria" ein phänomenaler Empfang bereitet: Alles, was Rang und Namen hatte, begrüßte die neue Deutsche Lufthansa in New York – unvergesslich. Unsere ersten Kapitäne auf der "Super Constellation" waren damals amerikanische Piloten. Und die luden uns dann zu Landausflügen ein und zeigten uns die schönsten Flecken von New York und Umgebung.
Der einfache Flug nach New York kostete damals in der Touristenklasse 1.500 Mark, in der ersten Klasse rund 2.000 Mark. Wer konnte sich das damals überhaupt leisten?
Auf den Amerikaflügen gab es immer viele wohlbetuchte Passagiere, meist hatten wir Geschäftsleute an Bord, aber auch viele Ausländer und die Deutschen, die ihre Familienangehörigen in den USA besuchten. Da war Fliegen noch Luxus. Und an Bord hat man sich fein gekleidet. Nach dem Stopp in Shannon folgte dann ein Nachtflug von 8 bis 9 Stunden über den Atlantik.
Haben Sie auf den Flügen viel Glamour erlebt, vielleicht Einladungen erhalten oder sogar Heiratsanträge bekommen?
Nein, nein, wir haben uns immer professionell um das Wohl unserer Fluggäste gekümmert, um ihnen einen möglichst angenehmen Aufenthalt an Bord zu bereiten. Klar, gehörten dazu auch nette Flirts, die die Reisezeit verkürzten. Wir hatten immer auch viel Prominenz an Bord: Vorstände großer Unternehmen, Stars und Sternchen, prominente Vertreter aus Film und Theater, Musiker und Sänger, die ihre internationalen Engagements wahrnahmen. Aber wir haben immer Distanz zu unseren Passagieren und Diskretion gepflegt.