Airport-Fischer in Aktion

Arbeitseinsätze für den Naturschutz

Flüsse, Seen, Kanäle – im Umkreis von 20 Kilometern rund um den Münchner Flughafen ziehen die Angler des Betriebssportvereins (BSV) heimische Fische aus dem Wasser und kümmern sich um die Pflege von Natur und Tieren.

Am besten beißen die Fische kurz vor einem Wetterumschwung«, sagt Ralph Müller. "Wenn ein Tiefdruckgebiet aufzieht, entlastet das die Schwimmblasen der Fische und ihr Appetit steigt." Mit seiner multifunktionalen Fischerweste und den wind- und wettertauglichen Klamotten steht der 39-Jährige am Ludwigskanal nördlich des Flughafens und schwingt die Angel.

Der stellvertretende Safety-Manager, der seit 23 Jahren am Airport arbeitet, ist passionierter Fliegenfischer und leitet die Angelsparte des BSV in der zweiten Saison. 312 Mitglieder zählt seine Abteilung. "Ständig aktiv sind allerdings eher 100 bis 130 Angler", schränkt Ralph Müller ein. Er weiß das, weil er die Angelscheine ausgibt und die Fangbücher kontrolliert. Wie viele Fische jeder aus dem Wasser ziehen darf, ist nämlich streng reguliert. Je-dem Mitglied sind pro Jahr maximal 15 Karpfen und 30 Salmoniden – also Lachsfische – erlaubt. Die Artenvielfalt rund um den Flughafen ist groß, es gibt Bachforellen, Hechte, Barben, Waller, Äschen, Brachsen, Aitel, Barsche, Zander und kleine Weißfische, allesamt heimische Tiere.

Mit Hund und Hut am Kanal. "Wer wie ich Kerosin im Blut hat, der mag es, wenn beim Angeln im Hintergrund die Flieger starten“, sagt Ralph Müller.

Gemeinsam fachsimpeln und unterwegs sein

2016 fingen die Airport-Angler insgesamt 1,8 Tonnen Fische. "Dazu muss man wissen, dass wir uns nicht aus reinem Spaß mit dem Fischen beschäftigen. Wir haben für elf Flüsse und Seen das Fischereirecht, und wir bewirtschaften sie nachhaltig", erklärt Müller, während er seine Angel wieder und wieder auswirft. "Unser Verein kümmert sich um Sturmschäden, wir schneiden Uferpartien und Wege frei, beseitigen Biberverbauungen, damit das Wasser fließen kann, und prüfen die Wasserqualität." Außerdem wer-den regelmäßig frische Fische in die Seen gesetzt, "damit es keine genetische Monotonie gibt". Auf Lehrgängen und in der Fachpresse bilden Müller und seine Angelkollegen sich fort, »denn man kann nur das schützen, was man kennt". Dazu gehören übrigens nicht nur Fische. "Es gibt in unseren Gewässern neben den Bibern zum Beispiel auch Bisamratten, Ringelnattern und einige seltene Wasserpflanzen."

Aber nicht nur Arbeitseinsätze und Fortbildungen unternehmen die Airport-Fischer miteinander. Müller wedelt mit der Hand eine Mücke da-von und erzählt: "Wir geben jedes Jahr einen Räucherkurs, machen gemeinsame Ausflüge, veranstalten Freundschaftstreffen und haben einen monatlichen Stammtisch." Inzwischen hat der zwölf Monate alte Labradorrüde Chester genug vom langen Stillsitzen neben seinem Herrchen und zieht Richtung Wasser, schwimmen gehen. Ralph Müller pfeift ihn zurück. In das schnell fließende Gewässer des Ludwigkanals lässt er seinen Hund nicht hinein. Lieber laufen die beiden ein Stück weiter. Vielleicht beißen die Fische ja dort hinten besser

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